Trekkingabenteuer in Nepal
Über 90 Stunden Wanderzeit mit mehr als 8.000 Höhenmetern führte unsere Wanderung an 17 Tagen durch den Sagarmatha-Nationalpark. Die Vegetationszonen reichten von warmen subtropischen Wäldern bis in die kargen Steinwüsten des Hochgebirges. Wir fuhren über Pisten, auf denen europäische Autos völlig überfordert gewesen wären und wanderten über Fußwege, die die einzige Verbindung zwischen kleinen Ortschaften im Himalaya darstellten. Wir durchquerten viele kleine Ansiedlungen. Fast alle Häuser boten Gästebetten an. In den Lodges wurde nur ein Raum für ca. eine Stunde am frühen Abend beheizt. Dafür waren die Gästezimmer morgens fast genauso kalt wie die Luft draußen vor dem zugefrorenen Fenster. In Ermangelung von flüssigem Wasser - aber dafür harte Zahncreme im Überfluss wurde das Zähneputzen morgens zum Luxus.
Teilweise waren wir die einzigen Menschen auf dem Pfad durch die Berge aber auf dem „Highway zum Everest-Base-Camp“ kamen uns an jeden Tag hunderte andere Reisende, vom schwerbeladenen Porter über euphorische Bergbegeisterte bis zum „Touristen am falschen Ort“ entgegen. Über allen schwebt der Geist von Sardar Tenzing Norgay und Edmund Hillary, den ersten beiden Menschen, die nachweislich vom Gipfel des Mount Everest
lebend zurückgekehrt sind. Wir trafen viele freundliche Menschen. Einige trugen das doppelte ihres Körpergewichts als Ladung. Die riesigen mit großen Mengen von Verbrauchsgütern beladenen Yak-Karawanen waren häufige Begleiter auf unserer Tour. Diese Logistik zieht sich wie eine Aorta durch das unzugängliche Hochgebirge und bildet die notwendige Grundlage für das Leben im Khumbu-Gebiet. Die Zeit hat dort einen anderen Maßstab. Eine Zeremonie im buddhistischen Kloster dauert drei Stunden. Der Weg zu einem Arzt drei Tage. Ein Besuch im Krankenhaus … wird für die meisten Menschen dort unmöglich.
Umgeben von 45 Millionen Jahre alten Bergen verschwindet der Mensch in der Bedeutungslosigkeit. Diese Berge werden noch existieren, wenn von uns Menschen nur noch Asche und Staub geblieben sind.
Plötzlich hat uns die Zivilisation wieder eingeholt: Laut, heiß, eng, staubig, stickig, kurzlebig, hektisch! Wie anders und trotzdem vielfältig ist es in Kathmandu. Die Grundfläche der Stadt ist etwas kleiner als die von Flensburg, jedoch wohnen dort zehnmal mehr Menschen. Man ist froh, dem Moloch wieder entronnen zu sein und träumt auf dem Rückflug von Stille, klarer kalter Bergluft und hohen schnee- und eisbedeckten Bergen, die in der Abendsonne glühen.
Gerhild Schiller u. Kai Vermehren